Vergangenen Sonntag fand im Puchheimer Kulturcentrum (PUC) zum 13. Mal das Benefizkonzert zugunsten der Indiohilfe Ecuador statt. Das Folkloreensemble Leño Verde trat unter der Leitung von Helge Japha zusammen mit der Streicher Big Band Bluestrings und der kolumbianischen Sängerin Ximena Mariño auf.

Zu Beginn des Konzertes gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute der Toten und Verletzten in Paris. Die Vorfälle legten sich wie ein dunkler Schatten über den Saal.
Doch vom ersten Moment gelang es den Musikern, Lebensfreude zu vermitteln. Das Konzert begann mit dem Lied „La Partida“ – der Aufbruch. Kraftvolle Klänge und gefühlvolle Gesänge voller Sehnsucht erfüllten den Raum – immer untermalt von treibenden Rhythmen der Trommeln. In der Fantasie sah man Bilder von weiten Ebenen und hohen verschneiten Bergen, die in den Himmel ragen.
Das nächste Stück „Caravan in brasil“ wurde von den Bluestrings unter der Leitung von Frank Wunderer aufgeführt. Geigen-Improvisationen setzten sich auf einen Klang-Teppich und brasilianische Rhythmen.
Mit diesen Stücken starteten die Musiker eine Reise durch verschiedene Welten und nahmen uns – das Publikum – dabei mit. Eine Reise durch verschiedene Länder und Kontinente. Im Laufe des Abends erklangen Stücke und Lieder aus Argentinien, Brasilien, Peru, Kuba und überquerten sogar die Grenzen der Kontinente/den Ozean mit einem Stück aus Israel.
„Mi pueblo, mi casa, la soledad“ – „mein Dorf, mein Haus, die Einsamkeit“: die Musiker unterstreichen einmal mehr ihre Vielseitigkeit. Schlagzeuger werden zu Akkordeon-Spielern und Flötistinnen zu Percussionistinnen. Die vereinten Ensembles bilden zugleich eine Einheit ohne auf die Transparenz der einzelnen Instrumente zu verzichten.
Aus der Einsamkeit und Traurigkeit entsteht ein Gefühl der Leidenschaft, das sich im Laufe dieses Stückes und des Abends zunehmend aufbaut – immer getragen von authentischer Hingabe der Musiker.
Dann betritt eine zierliche, fast unscheinbare Person mit einer bescheidenen Geste die Bühne – Ximena Mariño. Mit den ersten Akkorden ereignet sich eine faszinierende Wandlung. Die Sängerin lässt mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Stimme den Saal erstrahlen. Auf die Akkorde der Geigen und die treibenden Rhythmen setzte sich der Gesang der Solistin – gesanglich begleitet von Helge Japha und umspielt von zärtlichen Geigenläufen.
Mit dem mexikanischen Lied „La bikina“ brachten die Ensembles einen weiteren Kontrast in das Programm. Angedeutete Big-Band-Kicks standen in scheinbarem Widerspruch zu den Gitarren-Akkorden. Schloss man die Augen, fühlte man die Glut der Wüste und in der Ferne spürte man die Zivilisation, die den brennenden Durst zu stillen verheißt.
Im zweiten Teil des Programms interpretierten die Musiker souverän Klassiker wie „Libertango“ und „Chan Chan“ aus dem Film „Buena Vista Social Club“ und versahen sie jeweils mit ihrer eigenen, persönlichen Note. Die Bands verschmolzen dabei zusehends zu einer Einheit – die Grenzen zwischen den beiden Gruppen verschwammen, die Solisten spielten sich gegenseitig Phrasen zu und entwickelten sie weiter. Der nächste Gegensatz zu den oft gehörten, bekannten Melodien und damit ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Welturaufführung des Stückes „Adelante“, komponiert und am Akkordeon interpretiert von Simon Japha, dem Sohn des Leiters des Ensembles Leño Verde.
Beim Lied „Color esperanza“ durfte das Publikum mitsingen, was die Menschen im Raum gerne und lautstark taten. Damit gelang es den Musikern eine Gemeinschaft zu schaffen und zugleich eine Botschaft der Hoffnung zu vermitteln.
Diese Botschaft ist ganz im Sinne der Initiatorin der Konzertreihe, Inge Greiter, die sich bescheiden im Hintergrund hält und doch mit ihrer Energie erst das Zustandekommen dieser Veranstaltung bewirkt hat. Die Arbeit und die Botschaft aller beteiligten Menschen – auf und hinter der Bühne – war selten so wichtig wie in den dunklen Zeiten, denen wir derzeit entgegensehen. Eine Botschaft des Lichtes, der Hoffnung auf Frieden für die Indios und für uns, und der Liebe als Gegenmodell zu den aktuellen Entwicklungen, das auf einem gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Kulturen basiert – getragen von der globalen Sprache der Musik.
Die 430 Besucher des Konzertes würdigten das Engagement aller Beteiligten mit insgesamt 5770 Euro Spenden, die – ohne jeden Abzug – in voller Höhe der Ausbildung armer Indios zugutekommen.
Die Indiohilfe Ecuador ist eine nur über Spenden finanzierte private Hilfsorganisation, gegründet vor über 30 Jahren und geleitet von Max und Werner Gallmeier.
Die Indiohilfe Ecuador hat bis zum Sommer 2014 insgesamt 843 jungen Mädchen und Buben zu einer staatlich anerkannten Berufsausbildung verholfen, die sie sich aus eigener Kraft nicht hätten leisten können. In Zukunft müssen – nach einem kürzlich verabschiedeten Gesetz – alle Jugendlichen, die eine Berufsausbildung beginnen, mindestens 17 Jahre alt sein. Damit ist klar: die zukünftigen Lehrlinge sind oft schon Väter und Mütter und müssen parallel zur Berufsausbildung eine Familie ernähren. Daher findet seit 2015 Theorie und Praxis in Form von Blockunterricht statt. Ausgebildet werden vor allem Elektriker, Mechaniker, Schweißer, Schreiner, Landwirte, Bäcker, Käser, Metzger und Kellner (2015 ca. 500 Auszubildende).
Schwerpunkt in der Landwirtschaft ist die Unterstützung von Kleinbauern durch Beratung, Saatgutbank, Maschinenring, Zuchttiere, Ausschaltung von Zwischenhändlern.
Im Behandlungs- und Ausbildungszentrum für Behinderte, Jugendliche mit Suchtproblemen und ältere Menschen wurde allein in den vergangenen drei Monaten über 200 Kindern kostenlos geholfen.
Die ehrenamtlich geführte Stiftung lässt alle Spenden ohne jeden Abzug in die Arbeit vor Ort fließen. Zahlreiche Indios bedanken sich regelmäßig für die großartige Unterstützung!
Info: Inge Greiter, Tel. (089) 800 11 97
Bericht: Ron Melster
Ihre Meinung ist uns wichtig