Das geplante Geothermie-Projekt am Laurenzerweg in Puchheim, die im Untergrund vorhandene Erdwärme zu erschließen und das bestehende Fernwärmenetz auf Geothermie umzustellen, stößt auf Widerstand. Insbesondere Anlieger treibt die Sorge um, dass die Bohrung Erdbeben und damit Schäden an ihren Gebäuden verursachen könnte. Die Initiative „BI Geothermie Puchheim e.V.“ sammelte mehr als 1.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das ein Beweissicherungsverfahren der Stadt für eventuell betroffene Anlieger fordert, da der Haftungsnachweis im Schadensfall nur sehr aufwändig und langwierig zu führen sei. Die ubp hat jetzt ein Informationsangebot zum Thema Geothermie zusammengestellt.

Spätestens seit der Unterschriftensammlung der „Bürgerinitiative Nein zu: Geothermie in Puchheim“ für ein Bürgerbegehren gegen Erdwärme als Primärenergie für das Puchheimer Fernwärmenetz ist „Geothermie“ ein heiß diskutiertes Thema. Hauptsorge der Bürgerinitiative sind Risse in Kellern und Tiefgaragen, die nach ihrer Meinung durch Mikroerdbeben wie in Poing im September 2017 hervorgerufen werden könnten. Durch solche Risse könnte, so die Befürchtung, bei dem in Teilen Puchheims gegebenen hohen Grundwasserstand Feuchtigkeit eindringen.
Auf der anderen Seite bleibt das Informationsangebot der Stadt zu dem schon seit 2006 verfolgten Projekt konventionell und überschaubar. Seit einigen Tagen ist ein Flyer der Stadtverwaltung verfügbar, der z.B. auf Haftungsfragen nicht eingeht.
Die Unabhängigen Bürger Puchheim haben sich auf den Ökomärkten 2016 und 2017 mit großen Plakaten zur Geothermie an die Puchheimerinnen und Puchheimer gewandt und über Vorteile und Risiken der Geothermie informiert. Das Interesse war begrenzt.
Die Unabhängigen Bürger Puchheim möchten, dass auch in den Wochen vor einem möglichen Bürgerbegehren ein möglichst breites Informationsangebot zur Verfügung steht. Sie haben daher eine Link-Sammlung zusammengestellt, die unter https://ubp-puchheim.de/dokuwiki/doku.php?id=ubp-aktuelles zur Verfügung steht.
Bericht: Dr. Reinhold Koch, Unabhängige Bürger Puchheim e.V. (ubp)
Markus Hammer am
Habe mir soeben die Wiki-Seite der UBP angesehen.
Gleich zu Beginn der Auflistung wird der Schutz des Klimas als Argument für (oder gegen?) Geothermie genannt. Der Link führt dann zum Bundesministerium. Fertig.
Können Sie mir, Herr Dr. Koch, den Wirkmechanismus zwischen dem Bau oder Nichtbau der Geothermie-Anlage und dem Klima in ein paar Stichworten erläutern?
Wenn die Anlage dazu führt, dass es künftig um Ostern rum etwas wärmer ist in Puchheim, könnte ich bei angenehmeren Bedingungen jeden Tag mit dem Fahrrad in die Arbeit fahren.
Max Keil am
Herr Hammer, es ist ja sehr erfreulich, wenn Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.
Sie tun das sicher auch um weniger CO², Feinstaub usw. in die Umwelt zu blasen.
Der selbe Effekt sollte durch die Tiefen-Geothermie entstehen. Bei Nutzung des warmen
Wassers aus ca. 2,5 km Tiefe für unsere vorhanden Fernwärmenetze, können wir auf die drei
großen Gasmotoren im Ikaruspark verzichten. Wir sparen also nicht nur sehr viel an fossilen
Brennstoffen, auch die Umweltbelastung, wie oben genannt wird stark reduziert.
Markus Hammer am
Ein paar epistemologische Überlegungen von mir:
Weil darin mathematische Ausdrücke vorkommen, die in Textform schwierig darstellbar sind, habe ich ein Dokument erstellt, das über den Link
http://hammer.pytalhost.de/GeothermiePuchheimCO2.pdf
einsehbar ist.
Übrigens, wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, tue ich das für mein Wohlbefinden und um meine Zeit nicht in sinnlosen Staus oder überfüllten Bahnen zu verbringen. Das Klima ist für mich ganz bestimmt keine Motivation.
Ramona Weiß am
„Das Klima ist für mich ganz bestimmt keine Motivation.“ -> SCHADE!!
Manfred Sengl am
Welch Überraschung: wenn man die CO2-Einsparung durch Geothermie in Puchheim mit einem globalen CO2-Aussstoss vergleicht, wird die Puchheimer Zahl verschwindend gering. Fazit: lohnt sich nicht.
Bund und Länder haben im Haushaltsjahr 2017 674,6 Milliarden Euro Steuereinnahmen verbucht (Quelle: Bundesfinanzministerium). Wenn man also über direkte oder indirekte Steuern als Einzelperson z.B. 15.000 Euro pro Jahr an den Staat zahlt, ist diese Summe verschwindend gering. Es lohnt sich eigentlich gar nicht Steuern zu zahlen.
Gestern habe ich beim „Rama dama“ innerhalb von drei Stunden zwei blaue Müllsäcke voll Müll eingesammelt. Vergleicht man diese Menge mit dem Abfallaufkommen im Landkreis Fürstenfeldbruck in einem Jahr, ist die von mir gesammelte Menge verschwindend gering. Dass ich beim Rama dama mitmache und damit die Situation in Puchheim verbessere, lohnt sich also im Vergleich überhaupt nicht.
Also dieser Logik kann ich nicht folgen, denn sonst würde ich ja alles falsch machen…
Und natürlich lohnt sich aus Sicht des CO2-Ausstosses die Nutzung von Geothermie-Wärme in Puchheim, denn es müssen weltweit alle Möglichkeiten genutzt werden, Treibhausgase zu reduzieren.
Norbert Baumgärtner am
Herr Hammer,
so durchschlagend auf das Klima, dass Sie gleich Ihre Verkehrsmittel zur Arbeit ändern können, wird der Bau einer Geothermieanlage in Puchheim sicher nicht sein. Global gesehen eher im Gegenteil, denn durch Geothermie lassen sich ja CO2-Emissionen vermeiden, die wiederum im Verdacht stehen, die Klimaerwärmung hervorzurufen. Aber die Einsparung von 15 % der jährlichen CO2-Emissionen für Heizung und Warmwasser in Puchheims Privathaushalten ist doch auch nicht schlecht, oder? „Think global“ funktioniert nämlich nur durch „act local“.
Abgesehen davon: In Gemeinden mit einem hohen Anschlussgrad an geothermische Fernwärme berichten die Einwohner zwar nicht von klimatischen Änderungen, aber sehr wohl von einer verbesserten Luft im Ort. Schließlich bedeutet jeder Fernwärmeanschluss einen rauchenden Kamin weniger. Womit Ihre Frage, ob Klimaschutz ein Argument für oder gegen die Geothermie ist, hoffentlich beantwortet sein dürfte.
Dr. Reinhold Koch am
Herr Hammer,
ich nehme an, dass ihre Frage rhetorischer Natur ist. Wer sich erkenntnistheoretisch mit dem CO²-Ausstoß auseinandersetzt, sollte auch die Brücke zwischen „global denken“ (Klimaschutz beim BMU) und „lokal handeln“ (Geothermie in Puchheim) schaffen.
Viele Grüße
R. Koch
Alexander Rölle am
Wie Unabhängig ist die UBP ?
Leider ist dies für mich auf den ersten Blick nicht erkennbar.
Statt die Sorgen ihrer Wählerinnen und Wähler nach einem bedingunslosen Schadenmanagegment ernstzunehmen und in diesem Geothermieprojekt zu etablieren, werden diese nur beschwichtigend abgetan.
Wo sind denn die gewählten Volksvertreter wenn man sie braucht ?
Zum Klima Frau Weiß und Herr Keil:
Wieso setzt sich die UBP nicht für die längst schon überfällige Baumschutzverordnung ein?
Es ist erschreckend was z.Z. hier überall abgeholzt wird. Dabei speichern Bäume nicht nur CO2, nein sie produzieren auch noch O2.
Weiterhin helfen sie, den Grundwasserspiegel konstant zu halten – hier in Puchheim nicht gerade unwichtig !
Es gibt Provinzen in Indien wo man jeden gefällten Baum mit dem Faktor 1:10 wieder aufforsten muß.
Dies ist meiner Meinung nach – Ziel 21 – tauglicher als alles andere.
Max Keil am
Sehr geehrter Herr Rölle,
es gab in Puchheim schon öfter Diskussionen um die Einführung einer Baumschutzverordnung. Bei jedem ernsthaften Ansatz der Gespräche
wurden in Puchheim große und gute Bäume geopfert. Grund für die schnelle
„Beseitigung“ der Bäume war meist die Angst von Privateigentümern, dass
sie durch den geschützten Baum, lange Zeit in ihrer Entwicklung eingeschränkt sind. Vor über 20 Jahren habe ich daher beantragt, dass die markant schützenswerten Bäume kartiert werden. Diese Maßnahme und das Festschreiben der Bepflanzung in Bebauungsplänen ist echter Baumschutz.
Übrigens, wenn Sie Luftbilder von Puchheim aus den 50er Jahren und heute
vergleichen, dann werden Sie feststellen, das in den vergangene Jahrzehnten
Tausende von Bäumen in unserem Stadtgebiet gepflanzt wurden.
Unsere Kommunalverantwortlichen und die Puchheimer Bürger denken also
vorwiegend zukunftsfähig und nachhaltig, weil sie keine Angst vor Maßregelungen haben müssen.
Dieses Beispiel sollten wir natürlich jetzt auch beim Tiefen-Geothermie-Projekt zu Grunde legen. Die Bedenken der Bürgerinitiative will ich in keiner Weise erunterspielen. Wir müssen aber in Puchheim eine Basis schaffen, auf der wir
überlebenswichtige Projekte einrichten können. Dabei müssen wir natürlich immer die Situation der einzelnen Bürger im Focus haben. Die Planung und die technische Überschaubarkeit der Geothermieanlage muss so intensiv besprochen werden, dass auch wir als „Nichtfachleute“ die Entstehung von Schäden theoretisch ausschließen können.
Die beste Garantie dafür, dass Schäden, die dennoch entstehen, vom Betreiber und der Kommune geregelt werde ist für mich ein positiver Bürgerentscheid. Die Mehrheit der Puchheimer würden sich dadurch nicht nur für eine attraktive Energienutzung aussprechen, sondern auch möglich negative Folgen mittragen.
Wir sollten die Wochen bis zum Bürgerentscheid nutzen und intensiv miteinander reden. Es geht nicht nur um uns, wir müssen unseren Nachkommen vernünftige Lebensgrundlagen hinterlassen.
Viele Grüße
Max Keil