Vom großen Besucherandrang überrascht zeigten sich die Stadträte bei der öffentlichen Sitzung am 26. Juli. Die Anwohnerinitative „Siedlergemeinschaft Puchheim-Bahnhof-Süd“ wurde vorstellig und präsentiert eine Unterschriftensammlung mit 725 Unterschriften und den „Vogelmann“ Leo Mandlsperger als Lösungsvorschlag.

Die Lebensbedingungen für die Krähen scheinen in Puchheim nach wie vor paradiesisch. Trotz originellster Vergrämungsmaßnahmen seit 2012 mit Heliumballons, Klatschen und Hebebühnen, die die Stadt insgesamt über 36.000 EUR kosteten, „haben sich die Krähennester seit 2008 inzwischen sogar vervierzigfacht“, so die Sprecherin der Anwohnerinitiative Dana Fritzenschaft.
Auch von Angriffen auf Passanten, Kinder und Kleintiere ist bereits die Rede. So soll kürzlich auch ein blinder Mann von den Krähen attakiert worden sein. „Wie in dem Film von Alfred Hitchcock“, so die Sprecherin.
Während der Brutzeit werden von 4 Uhr morgens bis abends 21 Uhr zwischen 77 bis über 90 dB gemessen. Ein Lärmpegel dem die Anwohner permanent schutzlos ausgeliefert sind. Selbst Grabreden am Schopflach-Friedhof werden von den schwarzen Vögeln lautstark übertönt. Manch einer greift inzwischen sogar zum Gewehr. Selbstjustiz, die sehr bedenklich, nicht nur naturschutzrechtlich absolut verboten, aber auch irgendwie wieder nachvollziehbar scheint. Es wird über Schlafstörungen, Herzrasen und einer höheren Neigung zur Aggressivität der Anwohner berichtet.
Die Anwohnerinitiative präsentiert als Lösung den Falkner Leo Mandlsperger, der störende Krähen mit seinen Greifvögeln bereits in Meitingen, Mindelheim und Gersthofen erfolgreich vergrämen konnte. Einen Profi eben, der sich die Zeit genommen hat, gleich mit ins Puchheimer Rathaus zu kommen. Die Vergrämung durch die Falken zielt dabei nicht auf die Tötung der Krähen ab, sondern soll diese lediglich zum Umzug bewegen.
Die Befürchtung, dass sich durch die Vergrämungsversuche Splitterkolonien bilden, ist durch die bisherigen Maßnahmen der Stadt bereits eingetreten. Durch den Falkner könnte sich dieses Problem im ungünstigsten Fall weiter verschärfen, und würde dadurch „vielleicht sogar noch größer als vorher“, so die Befürchtung des Bürgermeisters. Puchheim fehle es im Gegensatz zu Meitingen im Landkreis Augsburg auch an einem entsprechend großen Areal, auf das die Tiere umgesiedelt werden könnten und wo sie niemanden störten. Der Parsberg oder die Pappelallee an der Bahn waren bereits 2012 als Ersatzheimat im Gespräch, wurden aber nach einem Gutachten wieder verworfen, „da diese zu klein“ seien, so der Bürgermeister.
Er möchte aber am Thema dran bleiben und auch mit dem Falkner Mandlsperger in Kontakt treten. Auch er „möchte die Krähen da nicht haben“, versicherte der Bürgermeister.
Raimund Riem am
Ich bin blind und wurde im Mai 2014 bei dem Versuch den Friedhof zu durchqueren, von zwei oder 3 Krähen attackiert. Diese flogen mehrmals mit lautem Geschrei so dicht um meinen Kopf herum, so dass ich das Surren der Schwingen der Flügel hören konnte (schätzungsweise ca. 1m). Ichbin dann sofort umgekehrt, um mich aus dem Gefahrenbereich zu bringen. In diesem Jahr waren die Vögel besonders aggressiv und näherten sich uns auf der Terrasse bis auf 2 m unter lautem Geschrei, so als wollten sie uns verjagen.
Ich habe dies der Stadtverwaltung umgehend gemeldet, vom Bürgermeister erhielt ich gar keine Antwort und auf der o.g. Stadtsratssitzung wurden sogar Zweifel an meinen Erlebnissen geäußert. Fazit: So kann sich die Stadt Puchheim nicht aus der Verantwortung stehlen!
R. Riem