Gast des Abends beim diesjährigen Neujahrsempfang der Puchheimer SPD in der Aula der Schule Süd war Uwe Hinsche, dienstältester Mitarbeiter des Münchner Vereins BISS e.V. Bürger in sozialen Schwierigkeiten, der auch das bekannte, gleichnamige Obdachlosenmagazin herausgibt. Erster Bürgermeister Norbert Seidl vertrat die erkrankte Ortsvereinsvorsitzende Marga Wiesner bei der Begrüßung der rund 100 Gäste. Diese sollten einen ebenso kurzweiligen wie interessanten und beeindruckenden Abend erleben.

Denn Uwe Hinsche erzählte im Interview mit SPD-Stadtratsfraktionssprecher Jean-Marie Leone und Kreis- und Stadträtin Petra Weber ebenso offen wie authentisch aus seinem sehr bewegten Leben. Aufgewachsen in einem Heim, nachdem die Familie nach der Flucht aus Dessau nach West-Deutschland auseinandergerissen worden war, war ihm ein schwieriger Weg schon sehr früh vorgezeichnet.
Nach einer Lehre zum Schreiner in Göppingen heiratete Uwe Hinsche in Stuttgart. Doch die Ehe, aus der ein Sohn hervorging, scheiterte, nachdem Hinsche, der für die Familie den von ihm zuvor exzessiv betriebenen Hochleistungssport aufgegeben hatte, zunehmend aggressiv wurde und stark zu trinken und zu rauchen begann. Mit der Scheidung verlor Hinsche auch das Zutrittsrecht zur gemeinsamen Wohnung und er fand sich plötzlich als Obdachloser auf der Straße wieder.
Er zog nach München, wo er nach fast zehn Jahren ohne feste Bleibe 1989 einen Selbstmordversuch unternahm. Dies war einerseits der Tiefpunkt, andererseits aber auch der Wendepunkt in seinem Leben. Nach einem längeren Aufenthalt in einer therapeutischen Wohngemeinschaft in Nürnberg kehrte er nach München zurück und wurde dort recht bald auf das damals noch in der Ideenphase befindliche Projekt BISS, dem er – als inzwischen dienstältester Mitarbeiter – bis heute treu geblieben ist. Aus eigenem Antrieb, aber auch mit Hilfe von BISS schaffte Uwe Hinsche den Weg zurück in ein geregeltes Leben mit eigener Wohnung und festem Job.
Hinsche erläuterte den Bürgerinnen und Bürgern dann noch ausführlich Arbeit, Struktur und Finanzierung des BISS-Projekts und beantwortete Fragen aus dem Publikum.
Das Schlusswort übernahm SPD-Stadtrat Benjamin Schemel, der der deutschen Sozialdemokratie für den anstehenden Bundestagswahlkampf drei Punkte mit auf den Weg gab: 1. Sich auf die sozialdemokratischen Kernkompetenzen konzentrieren und aus der Mitte nach links rücken. 2. Visionen haben, ein Zielbild für eine moderne Gesellschaft in zehn oder 20 Jahren zeichnen und 3. „Tierisch nerven“, sowohl was die Themen Chancengerechtigkeit und Teilhabe als auch was den Kampf gegen den Rechtsextremismus und Populismus betrifft.
Nach dem offiziellen Teil nutzten die zahlreichen Gäste die Gelegenheit, bei einem liebevoll hergerichteten Buffet anregende Gespräche bis spät in den Abend hinein zu führen.
Bericht: Jean-Marie Leone, SPD Puchheim
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