Rotmilane kehren jetzt aus aus ihren Winterquartieren aus dem Südwesten Europas zurück nach Deutschland. Der LBV Fürstenfeldbruck bittet um Meldung von Sichtungen. Die großen Greifvögel sehen sich im Zuge der Energiewende mit einem ungewöhnlichen Feind konfrontiert: Windkraftanlagen.
Dass der Rotmilan fast ausschließlich in Europa vorkommt – beinahe 60% des Gesamtbestandes in Deutschland – ist wenig bekannt. „Damit“, so Uschi Anlauf, Leiterin der Geschäftsstelle des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Puchheim, „tragen wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art.“ Der bereits seit den 90er Jahre anhaltende Bestandsrückgang stellt Naturschutzverbände und -behörden vor eine große Herausforderung. Hauptursachen für den Rückgang sind Nahrungsmangel insbesondere durch eine immer intensiver genutzte Feldflur mit fortschreitendem Umbruch von Grünland sowie auch den Anbau dichter wachsender Getreidesorten und anderer schnellwüchsiger Feldfrüchte, die Kleinsäuger als Beute für ihn unerreichbar machen. Besonders problematisch wirkt sich hier die zunehmende „Vermaisung“ der Landschaft infolge des Booms in der Biomassenutzung aus, die nicht nur dieser Art wichtigen Lebensraum entzieht. Hinzu kommt die hohe Störempfindlichkeit des Rotmilans im Horstbereich, was z.B. durch Waldarbeiten und Freizeitaktivitäten in Horstnähe schnell zur Brutaufgabe führen kann.
Ganz aktuell rückt in Zeiten der Energiewende eine weitere Gefährdung des Rotmilans in den Fokus: Etwa die Hälfte der durch Kollision mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen zu Tode gekommenen Greifvögel sind Rotmilane. Der Thermiksegler unterschätzt offenbar die Geschwindigkeit der schnell drehenden Rotoren und fällt diesen ungewöhnlich oft zum Opfer. Ein Großteil der Unfälle betrifft Altvögel während der Brutzeit, wenn Aktivität und Nahrungsangebot am größten sind. Zusätzliche Verluste durch Brutausfälle sind die unabdingbare Folge. Diese Gefährdung, die auch andere streng geschützte Vogelarten betrifft, ist mittlerweile erkannt und im Rahmen von Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen konkret zu beurteilen. Wichtigste rechtliche Festlegung ist hierbei ein zwischen Windkraftanlage und Horststandort einzuhaltender Mindestabstand, Voraussetzung für die Gefährdungsbe-urteilung ist naturgemäß die genaue Kenntnis der jeweiligen Bruthabitate und Horststandorte.
Aufgrund der gegebenen Sachlage beteiligte sich die Fürstenfeldbrucker Kreisgruppe des LBV im vergangenen Jahr an der bundesweit durchgeführten Bestandserfassung des Rotmilans. Kartiert wurden der gesamte Landkreis FFB sowie südwestlich und nordöstlich daran angrenzende Bereiche in den Landkreisen Landsberg und Dachau. Fast im gesamten Untersuchungsgebiet konnte der Rotmilan gesichtet werden, mit Schwerpunkten in den nordwestlichen und südwestlichen Landkreisregionen. Hier wurden auch fünf Rotmilan-Horste jeweils erfolgreichen Bruten (insgesamt acht Jungvögel) ausfindig gemacht, davon drei Horste im Landkreis FFB und zwei knapp außerhalb der Landkreisgrenze im Landkreis Landsberg. Daneben gibt es Hinweise auf zwei weitere Revierpaare im Landkreis FFB. Offenkundig ist eine Ausbreitungstendenz von der Lechregion um Augsburg und dem südlichen Bereich des Ammersees in Richtung Dachau und München. Die Kartierungsergebnisse wurden zur Auswertung an die zentrale Erfassungsstelle weitergeleitet sowie auch der mit der Genehmigung von Windkraftanlagen befassten Kreisbehörde zur Verfügung gestellt.
Jetzt will die LBV-Kreisgruppe, die im letzten Jahr erfolgreich begonnene Rotmilan-Kartierung fortsetzen, um einige Gebiete noch intensiver zu untersuchen und auch zu erwartende Änderungen und Weiterentwicklungen des Bestandes zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang werden alle interessierten Landkreisbürger gebeten, dem LBV Sichtungen von Rotmilanen zu melden oder sonstige Informationen zu seinem Vorkommen mitzuteilen. „Jede Meldung wird aufgegriffen bzw. weiter verfolgt und leistet“, so Anlauf, „auf diese Weise einen wertvollen Beitrag zum Schutz dieses schönen und gefährdeten Greifvogels in unserer Region.“ Vor allem jetzt im zeitigen Frühjahr sind die Vögel gut zu beobachten, wenn sie bei schönem Wetter mit auffälligen Balzflügen ihr Revier anzeigen, weshalb der März auch der wichtigste Monat für den Nachweis von Brutrevieren ist. Im April bebrütet das Weibchen bereits das Gelege, während das Männchen im Suchflug nach Nahrung über Felder, Wiesen und Äcker unterwegs ist.
Hinweise und Meldungen werden von der LBV Geschäftsstelle unter fuerstenfeldbruck@lbv.de oder telefonisch unter 089 / 800 1500 entgegengenommen.
Christian Fackelmann
Uwe Temper
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