Remote-Arbeit steigert das Glück – Ergebnisse einer vierjährigen Studie überraschen selbst die Forscher

16. Oktober 2025

Was viele seit der Pandemie vermuteten, wurde jetzt durch eine groß angelegte Langzeitstudie bestätigt : Menschen, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, sind langfristig glücklicher.

Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden mehr als 12.000 Berufstätige in mehreren europäischen Ländern begleitet – mit einem Fokus auf Lebensqualität, mentale Gesundheit, Produktivität und soziale Bindungen.

Das überraschende Ergebnis : Remote-Arbeit korreliert deutlich mit höherem Wohlbefinden, weniger Stresssymptomen und einer besseren Work-Life-Balance.

Weniger Pendeln, mehr Freiheit

Die Studie, durchgeführt von der Universität Leipzig in Kooperation mit dem Europäischen Zentrum für Arbeitspsychologie, begann 2020 – kurz nach dem ersten Lockdown. Ziel war es, nicht nur kurzfristige Effekte zu messen, sondern die langfristigen Auswirkungen des Arbeitens von zu Hause.

Schon nach dem ersten Jahr zeigten sich positive Tendenzen. Aber erst über den vollen Zeitraum wurde sichtbar, wie stark sich Remote-Arbeit auf das Leben der Menschen auswirkt.

Pendlerzeiten fielen weg, Tagesabläufe wurden individueller, die Mittagspause flexibler. Viele Teilnehmende berichteten, dass sie erstmals das Gefühl hatten, ihren Tag selbst zu kontrollieren.

„Ich habe früher zwei Stunden täglich im Auto verbracht. Jetzt gehe ich mit meiner Tochter spazieren oder koche mittags frisch. Ich würde nie wieder zurück ins Büro wollen“,
erzählt Lisa M., Projektmanagerin aus Köln, die seit 2021 komplett remote arbeitet.

Besser schlafen, gesünder leben

Einer der überraschendsten Effekte war die Auswirkung auf die Gesundheit. Teilnehmende, die drei oder mehr Tage pro Woche im Homeoffice arbeiteten, berichteten von besserem Schlaf, weniger Magenproblemen, selteneren Kopfschmerzen und sogar weniger Erkältungen.

Der reduzierte soziale Druck, die geringere Lärmbelastung und die Möglichkeit, persönliche Bedürfnisse in den Alltag zu integrieren, führten bei vielen zu einem stabileren psychischen Zustand.

Auch das Essverhalten änderte sich : weniger Fast Food, mehr selbst gekochte Mahlzeiten. Viele gaben an, dass sie seltener zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln griffen.

Was die Studie konkret zeigt

  • 68 % der Befragten fühlen sich im Homeoffice „insgesamt zufriedener“ mit ihrem Alltag
  • 52 % geben an, seltener krank zu sein als vor der Umstellung
  • Mehr als 70 % sagen, dass sie produktiver sind als im klassischen Büro
  • Nur 18 % vermissen den täglichen Austausch im Büro – der Großteil nutzt digitale Tools aktiv
  • Die Trennung von Privat- und Berufsleben funktioniert laut 60 % „besser als erwartet“

Die Daten zeigen auch, dass Menschen mit introvertierterem Wesen oder hoher Selbstdisziplin besonders profitieren. Extrovertierte hingegen neigen eher zu Vereinsamung – was darauf hindeutet, dass Hybridmodelle in Zukunft die beste Lösung sein könnten.

Warum diese Ergebnisse nicht nur Arbeitnehmer freuen

Auch Unternehmen reagieren. Immer mehr große Arbeitgeber – darunter auch Firmen wie Siemens, SAP oder Allianz – bieten ihren Mitarbeitenden langfristige Remote-Modelle oder „Work-from-anywhere“-Programme an.

Die Gründe sind nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich : Weniger Bürofläche, geringere Nebenkosten, zufriedenere Teams und niedrigere Krankenstände.

Gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen : Datenschutz, Teamkultur, digitale Erschöpfung. Doch die Mehrheit der Befragten sieht darin keine Hürden, sondern Aufgaben, die lösbar sind.

Remote-Arbeit ist nicht mehr nur eine Notlösung aus der Pandemie – sie wird mehr und mehr zur gewünschten Norm für Millionen von Menschen. Und die Wissenschaft bestätigt nun, dass sie uns nicht nur effizienter, sondern auch glücklicher machen kann.

Lukas Reinhardt