Ein letztes Mal vor der entscheidenden Stichwahl am Sonntag stellten sich die beiden Puchheimer Bürgermeisterkandidaten Norbert Seidl (SPD) und Harald Heitmeir (für die CSU) den Fragen des Publikums. Mit rund 150 anwesenden Bürgern war die von der Süddeutschen Zeitung moderierte Podiumsdiskussion im Saal des Bürgertreffs gut besucht. In Sachfragen zeigten sich beide weitgehend einig, in Details wurden aber dann doch kleinere Unterschiede deutlich.
Auch bei Themen wie der Integration und der Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen waren die beiden Kandidaten auf einer Linie. Das fiel auch den Kandidaten auf und führte dazu, dass Herr Seidl seinem Kontrahenten vorhielt, sein Wahlprogramm von den der anderen Parteien abgeschrieben zu haben.
Stadtmittenplanung
Nachdem die Bürgerwerkstatt bei der Stadtmittenplanung schon einiges an Vorarbeit geleistet hat, gab es hier weniger sachliche als perspektivische Differenzen, „um die Mitte nicht zu verlieren“. Herr Heitmeir sprach sich dabei für eine weiter gefasste „Achsen-Variante“ aus, Herr Seidl hatte einen engeren Stadtkern vor Augen und plädierte für Realismus im Rahmen dessen „was sich in den nächsten 8 Jahren verwirklichen lässt.“
Barierrefreier Bahnhof
Die geforderte „Wiedervereinigung von Puchheim Nord und Süd“ verlagerte die Diskussion auf die S-Bahn-Linie, die Puchheim durchschneidet. Für eine kurzfristige Lösung sahen aber beide Kandidaten „keine realistische Perspektive“. Herr Seidl schlug scherzhaft vor, die ganze S-Bahn tieferzulegen. „So etwas wird aber sicher nicht vor 2089 passieren…“. Beide sprachen sich jedoch dafür aus, den Zugang zum Bahnhof barrierefrei zu gestalten und dafür gegebenenfalls auch Stadtmittel zur Verfügung zu stellen, sollte es keine andere Möglichkeit mehr geben. Für „Provisorien“ stellt die Bahn und auch das Land Bayern keine Mittel zur Verfügung. Da der Gleisausbau zwar geplant, aber auf unbestimmte Zeit zurückgestellt wurde, wären aber bis dahin alle baulichen Maßnahmen als vorläufig anzusehen. „Die Bahn lässt absichtlich die Bahnhöfe vergammeln, um damit zu erreichen, dass sich die Kommunen selbst um diese Dinge kümmern und dann auch selbst finanzieren,“ so der Vorwurf.
Die „Wohnort-Frage“
Herr Seidl vergaß nicht, auf den Wohnort von Herr Heitmeir anzuspielen. Nur wer hier „den Großteil seiner Zeit gewohnt hat, in Vereinen und Stadtrat aktiv war und ist, kann auch die Zusammenhänge in Puchheim besser verstehen.“ Herr Heitmeir erwiderte darauf, dass er „lieber über seine eigene Person und sein Programm und nicht über andere Kandidaten“ sprechen würde. Für ihn wäre es nie ein Hinderungsgrund gewesen, wegen seines aktuellen Wohnorts außerhalb Puchheims nicht zu kandidieren. Auch verwies er darauf, dass sich gerade die SPD in Bezug auf dem bisherigen Bürgermeister Herbert Kränzlein jahrelang für dieses Modell ausgesprochen hätte, jetzt aber plötzlich anderer Meinung wäre.
Personalie Kulturamtsleiter
Zurückhaltend äußerten sich die beiden Kandidaten, wie sie denn als Bürgermeister in der strittigen Frage der Weiterbeschäftigung von Kulturamtsleiter Kaller verfahren wollten, zumal der Fall inzwischen auf dem Arbeitsgericht verhandelt wird. Beide hofften, dass in dieser Sache ein „konstruktiver Kompromiss“ gefunden wird. Sie würden die Arbeit Kallers schätzen, aber „Personalentscheidungen gehören nicht in die Öffentlichkeit“, so Norbert Seidl. Dem schloss sich auch Harald Heitmeir an.
Wahlchancen
Norbert Seidl weiß die anderen beiden Parteien hinter sich, denn ubp und Die Grünen haben sich inzwischen für ihn als Bürgermeister ausgesprochen und ihre Wahlplakate entsprechend beklebt. Herr Heitmeir zeigte sich aber optimistisch und erklärte, die Wähler durch Überzeugungsarbeit für sich gewinnen zu wollen. Er glaube nicht, dass die Unterstützung Seidls durch die anderen Kandidaten recht viel ändern wird.
Bei gerade mal 236 Stimmen Differenz im ersten Wahldurchgang ist die Wahl am kommenden Sonntag alles andere als bereits entschieden. Die Frage wird sein, wem es bei der Stichwahl am kommenden Sonntag besser gelingt, seine Wähler zu mobilisieren, denn die zuletzt geringe Wahlbeteiligung lässt beiden noch „Luft nach oben“. Das Puchheimer Stadtportal wird ab 18 Uhr vom Ort des Geschehens berichten.
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