Tote Fundtiere landen in Puchheim trotz Chip oder Tätowierung auf dem Müll. Die Besitzer toter Tiere werden nicht ermittelt, obwohl es in vielen Fällen ganz einfach wäre. Die Stadt Puchheim hält den Aufwand für zu groß.
Ungewissheit schmerzt. Wer schon mal seine Katze über mehrere Wochen oder Monate verzweifelt gesucht hat, weiß, dass man irgendwann an den Punkt kommt, an dem man nur noch Gewissheit über den Verbleib des Tieres haben möchte. Für Lidia O. aus Puchheim war es unbegreiflich, dass die Stadt ihren geliebten Kater Eddi einfach im Müll entsorgt hat. „Ich konnte nicht fassen, wie gefühllos die Tiere behandelt werden. Sie werden einfach irgendwo reingeschmissen und niemand macht sich die Mühe, diese Tiere zu identifizieren“.
Dass es ihr Kater Eddi war, konnte sie nur anhand eines Fotos feststellen, das der Finder gemacht hat, bevor er den Bauhof über die tote Katze auf seinem Grundstück verständigte. Meistens verschwinden die Tiere jedoch spurlos und auch ohne Foto.
Viele Katzen werden heute gekennzeichnet. Anhand des Chips oder der Tätowierung wäre eine Identifizierung über Tasso relativ einfach. Für das Auslesen des Chips wäre allerdings ein Lesegerät erforderlich.
„Es fallen pro Jahr am Bauhof nur 5-8 tote Haustiere an, teilweise schon im Zustand der Verwesung, wenn man sie spät findet“, so Stadtrat Dr. Manfred Sengl in einer Stellungnahme. „Da viele Katzen noch nicht ‚gechipt‘ sind wäre die Aufklärungsquote entsprechend niedrig. Angesichts dieser Fallzahl frage ich mich, ob hier ein Lesegerät angemessen ist… Der Preis für ein Lesegerät wird von der Verwaltung mit 300-400 € angegeben. Auch die gemeinsame Anschaffung durch mehrere Gemeinden ist nicht ideal, da im Einzelfall Mitarbeiter das Geräte holen müssen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass hier der Aufwand insgesamt zu groß ist.“
Wie hoch die Katzen-Population in Puchheim ist, vermag niemand genau zu sagen. Bundesweit werden etwa 7 Mio Katzen gehalten (2012) (dem Industrieverband Heimtiere zufolge sind es sogar mehr als 8,2 Mio Hauskatzen). Bezogen auf die Einwohnerschaft Puchheims könnten es etwa 1.500 Tiere sein. Die Tierarztpraxis Geraghty kann eine Zunahme der Implantation von Microchips bei Katzen beobachten. So wurden 2012 allein dort 62 Katzen gechipt.
Das Puchheimer Stadtportal setzt sich für die Anschaffung eines Lesegerätes und die Identifizierung von gekennzeichneten Tieren ein. Wer sich daran beteiligen möchte, setzt sich bitte mit der Redaktion in Verbindung.
Stefan Rosenthal am
Hallo Markus,
da sprichst Du uns aus der Seele. Wir haben unseren Kater „chippen“ lassen, auf „Tasso“ registriert, und würden erwarten, dass die Stadt bei einem der zahlreichen Tierärzte zumindest den Versuch unternehmen würde, dessen Identität festzustellen, falls er tot aufgefunden würde. Die Anschaffung eines eigenen Geräts ist bei 5-8 Fällen sicher nicht erforderlich und eine „pauschale Vergütung“ an den Tierarzt andererseits sicher angemessen/vertretbar. Bei bspw. symbolischen 10,- EUR (und dafür wird sich sicher ein regionaler Tierarzt zur Identitätsfeststellung bereiterklären) wären das 50-80 EUR p.a. Das sollte sich Puchheim leisten können. Eigentlich aber auch die 300-400 EUR, wenn man bedenkt, was andere Stadtausgaben (bspw. für fragwürdige Skulpturen) so kosten…
Markus Limbacher am
Hallo Stefan, habe Lesegeräte auch schon für unter € 150,– gesehen. Das Problem ist wohl eher der zusätzliche Arbeitsaufwand. Die aufgefundenen Tiere müssten ja dann auch ausgelesen und mit TASSO abgeglichen werden. Bei 5 – 8 Tieren pro Jahr sollte das aber zu bewältigen sein…
Conny Leitenstorfer am
Vermutlich ist die meist schon vorangeschrittene Verwesung der Fundtiere ein Grund, den Chip nicht auslesen zu wollen. Dabei wäre das Ganze recht einfach, den Tip habe ich von ein paar netten Damen des Pfotenhelfer e.V. am Puchheimer Marktsonntag bekommen: einfach das tote Tier mit einer Plastiktüte aufheben und dann mit dem Lesegerät über die Plastiktüte scannen. Meistens befindet sich der Chip an der linken Halsseite/Schulter. Dann Nummer notieren und Meldung bei Tasso machen, das war´s. Der Chip lässt sich übrigens auch noch auslesen, wenn er lange Zeit im Wasser lag oder hoher Sonneneinstrahlung ausgesetzt wurde. Er ist ziemlich unverwüstlich und würde er zuverlässig ausgelesen, könnten viele „Vermisstenfälle“ zeitnah aufgeklärt werden und den Tierbesitzern Gewissheit verschaffen. So schwer kann das doch nicht sein und zeitaufwendig sicher auch nicht. Also ich würde mich an einer Spenden-Sammelaktion für ein Auslesegerät beteiligen, sofern die Bauhof-Mitarbeiter auch bereit sind, das Gerät zu benutzen. Wer würde sich mir sonst noch anschließen?
Marga Wiesner am
Sehr geehrter Herr Limbacher,
habe vor einigen Tagen den Bericht und die Kommentare über die tot aufgefundenen Katzen in Puchheim gelesen. Das die Besitzer Gewissenheit über den Verbleib ihrer vermissten Katzen haben möchten, kann ich sehr gut nachvollziehen. Aus diesem Grund habe ich bei der am 23.7. statt gefundenen Stadtratssitzung eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, sich nochmals um die Anschaffung eines Chip Lesegerätes zu bemühen und einen Mitarbeiter zu finden, der bei tot aufgefundenen Kartzen die Nummer ausliest und die Besitzer benachrichtigt. Für mich ist das eine Serviceleistung am Bürger.
Sobald ich eine Antwort bekommen habe oder eine kleine Sammlung zur Anschaffung des Gerärtes organisiert werden sollte, melde ich mich wieder.
Viele Grüße
Marga Wiesner
Mitglied des Puchheimer Stadtrates
Susanne Fricke am
Wenn die Anschaffung eines Lesegerätes gelingen würde, fände ich dies wirklich eine tolle Sache. Denn auch ich als Hundebesitzer wäre sehr dankbar wenn ich Gewissheit über den Verbleib meines heissgeliebten Tieres hätte.
Auch an einer von Frau Leitenstorfer eventuellen Sammelaktion würde ich mich gerne beteiligen, vorausgesetzt die Bauhof Mitarbeiter sind bereit das Gerät dann auch zu nutzen.
Wir warten gespannt auf Neuigkeiten.
Susanne Fricke
Ameri, Sahra am
Guten Abend Herr Limbacher,
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich ihren Beitrag gelesen. Am 13.01.2014 verschwand unser Kätzin Lili spurlos. Eine Woche lang verteilten wir Plakate, sprachen mit den umliegenden Nachbarn, suchten sie am Tag und in der Nacht und kamen fast um vor Sorge und Kummer. Montag den 20.01.2014 bekam ich einen Hinweis, dass genau am 13.01.2014 ganz in der Früh eine Tote Katze auf unserer Straße lag. Ich rief bei uns auf der Gemeinde an und nach etlichen Telefonaten und Identifizierung per Foto war klar das es unsere Kleine war. Auch hier wurde kein Chip eingelesen. Am 10.02.2014 haben wir einen Termin bei unserem Bürgermeister. Ich hoffe das wir mit dem Gespräch etwas bewirken können, denn auch in unserer Gemeinde werde die Chips bei toten Haustieren nicht ausgelesen obwohl wir zwei Tierärztinnen am Ort haben.
Wie ist ihre Aktion ausgegangen? Gab es eine Sammelaktion? Hat ihre Gemeinde ein Lesegerät angeschafft?
Ich freue mich auf ihre Antwort.
Beste Grüße
S. Ameri
Markus Limbacher am
Hallo Frau Ameri,
am 20.11.2013 haben die Pfotenhelfer e.V. ihr gebrauchtes Chiplesegerät dem Bauhof übergeben (Das Puchheimer Stadtportal hatte darüber berichtet). Das war die einzige Möglichkeit hier schnell Abhilfe zu schaffen, da die Stadt eine Neuanschaffung (in Anbetracht der wenigen Fälle) für nicht notwendig hielt. Die Halter von aufgefundenen gechipten und registrierten Tieren werden in Puchheim nun endlich ermittelt!
Die Sammelaktion besteht natürlich weiterhin, da die Arbeit der Pfotenhelfer e.V. weit über die Ermittlung von toten Katzen hinaus geht und dort wirklich jede Hilfe gebraucht wird. Seitens der Stadt ist man mit Finanzhilfen für den Tierschutz leider recht zögerlich, aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Zumindest die Zusammenarbeit beim Abgleich aufgefundener (auch lebender) Tiere scheint inzwischen gut zu funktionieren.
Wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrer Gemeinde!