Am 4. Oktober 2016 wurde im Planungs- und Umweltausschuss des Puchheimer Stadtrates über den Antrag der CSU-Fraktion zum beschleunigten und kostengünstigen Wohnungsbau abgestimmt. Mit Ausnahme der CSU-Fraktion haben sich die Mitglieder des Ausschusses damals dagegen ausgesprochen, die Idee eines Wohngebäudes auf Stelzen weiter zu verfolgen. Nun hat Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) eine Besichtigung des vielbeachteten Münchner Stelzenbaus am Dantebad mit dem zuständigen Geschäftsführer der GEWOFAG arrangiert. Etliche Mitglieder des Stadtrates nahmen die Gelegenheit wahr, um sich über den Innovativen Bau und die Möglichkeiten für den preisgünstigen Wohnungsbau zu informieren. Das Interesse im Puchheimer Stadtrat scheint nun doch geweckt – die CSU-Fraktion sieht sich in ihrem Antrag bestärkt und will die Idee weiter verfolgen.

Die CSU-Fraktion hatte sich stark gemacht für das Errichten von aufgestelzten Wohnungen über großflächigen Stellplatzanlagen der Stadt. Ziel ihres Antrags ist es, einerseits auf vorhandenen städtischen Parkplatzflächen kostengünstigen Wohnraum zu schaffen (es entfallen beispielsweise Grunderwerbskosten, Grunderwerbsverhandlungen und teilweise Kosten für Erschließungsmaßnahmen), andererseits bereits versiegelte Fläche zu nutzen, anstatt neuen Grund und Boden zu bebauen.
Den Bau auf Stelzen könnte sich die Puchheimer CSU-Fraktion insbesondere zwei Standorten vorstellen: am Parkplatz Friedhof Schopflach und am Sportzentrum in der Bürgermeister-Ertl-Straße. Für beide Fälle wäre eine entsprechende Änderung im Bebauungsplan aus dem Jahr 1979 bzw. 1989 erforderlich. „Die Fläche müsste entsprechend als Wohngebiet ausgewiesen werden“, sagt Fraktionsvorsitzender, Thomas Hofschuster, der gemeinsam mit Erich Pürkner den Antrag forciert hatte. Für das Gebiet am Schopflach-Friedhof könnten im Zuge eines zweigeschossigen Baus auf 65m2 ca. 25 Wohneinheiten entstehen. Bei einer dreigeschossigen Bebauung mit einer Grundfläche von 880m2 am Sportzentrum könnten der Verwaltung nach etwa 32 Wohnungen entstehen.
Zum Vergleich: Der Münchner Bau am Dantebad umfasst 100 Wohneinheiten. Hier wechseln sich 86 Ein-Zimmer-Appartements mit 14 Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen ab. Über dem Parkplatz erstrecken sich auf knapp 3000m2 vier Geschosse in Rundbauweise. Innerhalb eines Jahres entstand der neue Wohnkomplex im Rahmen des Wohnbausofortprogramms: „Wohnen für Alle“ im Stadtteil Moosach, angefertigt auf einer Betonrahmenkonstruktion mit Stahlbetondecke. Am 14. Januar vergab die Landeshauptstadt den Auftrag an die GEWOFAG, knapp ein Jahr später ist das Gebäude bezugsfertig. Innerhalb 19 Wochen wurde der Gebäudekomplex für 10 Millionen Euro errichtet.
Die Belegung des Münchener Baus erfolgt über das Amt für Wohnen und Migration. Vor allem sozial schwaches Klientel und anerkannte Asylbewerber sollen hier Zuflucht finden. Allerdings hat man die Quote alleinstehender Männer auf 40% begrenzt, um eine stabile Bewohnerstruktur zu schaffen und den Ängsten der umliegenden Bewohner entgegenzukommen.
Von der CSU-Fraktion waren mit Christine Eger, Ramona Weiß, Günter Hoiß, Erich Pürkner und Rainer Zöller fünf Stadtratsmitglieder der Einladung gefolgt.
Bericht: Thomas Hofschuster, CSU Puchheim
Karlheinz Weiß am
Es wird allerhöchste Zeit, dass die Politik den widrigen Gegebenheiten auf dem Wohnungsmarkt mit sinnvollen Maßnahmen begegnet. Das Instrument der Mietpreisbremse ist komplett in die Hose gegangen. Wohnraum auf Stelzen wäre zumindest ein guter Anfang. Bürgerprogramme und eine Neuauflage der Eigenheimförderung für weniger einkommensstarke Schichten müssen folgen. Nur mit ausreichend vorhandenem Wohnraum lässt sich der Preisexplosion begegnen!
Manfred Sengl am
Die Mehrheit des Planungs- und Umweltausschusses hatte sich nicht grundsätzlich gegen sog. Stelzenbautzen ausgesprochen, sondern nur die vorgeschlagenen Standorte für zweistöckige Stelzenbauten für ungeeignet beurteilt.
So müssten für einen derartigen Stelzenbau am Schopflach-Friedhof eine ganze Menge Bäume gefällt werden, der hohe Bau würde sich nicht in die Umgebung einfügen, der Protest der Friedhofsbesucher wäre absehbar und die Krähenproblematik hat man ja auch noch nicht im Griff. Da könnte man ich mir grundsätzlich das Überbauen des AEZ-Parkplatzes in der Lochhauser Straße schon viel besser vorstellen.
Friedrich Paul Keim am
Ich bin in der Allinger Str. 127 aufgewachsen. Als Kinder spielten wir in dem noch dichten Schopfloch-Wäldchen “ Baumfangste“.
Dass dieses Wäldchen nun für einen Friedhof benutzt wird, mag ja noch angehen. Für eine Wohnbebauung in dieser Lage, und dann auch noch auf “ Stelzen „, fehlt mir jedes Verständnis.
Die Krähenplage ist weit und breit nicht gelöst, und die CSU im Stadtrat beschäftigt sich mit einem weitaus größerem Problem in dieser Lage.
Ich bin strickt gegen eine Bebauung mit 25 Wohnungen in “ meinem mir liebgewonnen Wald“ in dem viele meiner Freunde und Verwandten begraben sind.