Glyphosat auf allen Feldern und der Kernreaktor für den Vorgarten? Als Festredner referierte der Wissenschaftsjournalist Edgar L. Gärtner über das Thema „Technikfeindschaft: Der Generalverdacht gegen alles Bewährte“. Er plädierte dabei vehement für den Einsatz des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat und lobte die gesundheitsfördernde Wirkung von Radioaktivität. Der Vortragsredner, der auch als Berater der Chemischen Industrie tätig ist, sorgte mit seinen kontroversen Thesen für Stirnrunzeln.

Er sei „Landwirtschaftsminister Christian Schmidt dankbar für seinen Mut, der weiteren Zulassung für Glyphosat praktisch im Alleingang zuzustimmen.“ Glyphosat ist seit 1974 auf dem Markt und hauptsächlich als „Roundup“ bekannt.
Anders, als vielfach in den Medien verbreitet, sehe er keine Gefahr für die Gesundheit, da das von Glyphosat blockierte Pflanzenenzym im menschlichen Körper keine Funktion besitzt und die unentschlossene Haltung darauf beruhte, dass Studienunterlagen zurückgehalten wurden. Auf weitere mögliche schädliche Auswirkungen, z.B. auf die schädliche Wirkung auf Darmbakterien und die Verarmung der Insektenwelt aufgrund fehlender Blühpflanzen, ging Herr Gärtner allerdings nicht ein.
Er schlußfolgerte aus der Lehre von Paracelsus „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei,“ dass dies selbstverständlich auch auf die Radioaktivität anzuwenden sei. Radioaktivität sei in kleinen Dosierungen demnach sogar „gesundheitsfördernd“. Untermauern würden dies Studien an Reaktormitarbeitern die im Durchschnitt länger leben würden als Normalbürger. In der Umgebung von Tschernobyl hätte sich „die Natur inzwischen wieder prächtig erholt.“
Er bedauerte die Abschaltung deutscher Kernkraftwerke, die die sichersten in der Welt seien. Kernkraftwerke wurden aber viel zu groß gebaut. Es gäbe auch „kleinere Kraftwerke für den Vorgarten“, die problemlos 10 Jahre und länger laufen würden. Man hätte in diesem Zusammenhang jedoch allzugerne erfahren, ob Herr Gärtner in seiner ungetrübten Technikbegeisterung auch empfiehlt, den anfallenden Atommüll zwecks Lebensverlängerung im eigenen Vorgarten endzulagern oder zumindest in geringen Dosen Lebensmitteln beizumischen?
Nicht alle anwesenden Gäste der CSU konnten sich mit den polarisierenden Thesen Gärtners anfreunden. Viele der angesprochenen Themen sind selbst in der CSU längst vom Tisch. So fiel der Applaus für die wirklich hervorrragend aufspielende Blaskapelle merklich größer aus.
Klaus Schlenstedt am
Ein wenig Recherche hätte ergeben, dass moderne Reaktoren (schnelle Brüter), wie zum Beispiel der BN800, quasi keinen Abfall mehr produzieren.
Dr. Reinhold Koch am
Irgendwie passt der Kommentar nicht zum Beitrag. Vermutlich fehlt ein erster Kommentar.
Dr. Reinhold Koch am
Ist schon richtig. Bezieht sich auf den Text!
Dann bitte auch etwas mehr relevanten Text aus Wikipedia :
„Der BN (russisch БН, Реактор на Быстрых Нейтронах, transkribiert Reaktor na Bystrych Nejtronach, zu Deutsch etwa Reaktor für schnelle Neutronen oder sinngemäß Schneller Brüter)[1] ist ein natriumgekühlter Brutreaktor verschiedener Leistungsversionen der russischen Firma OKBM. Zurzeit (Stand 2016) sind zwei BN-Reaktoren weltweit in Betrieb.“
„Der BN-800 ist eine Weiterentwicklung des BN-600. Er wird ebenfalls in Pool-Bauweise errichtet. In Belojarsk wurde 2006 mit dem Bau eines BN-800 begonnen, der im Juni 2014 den kommerziellen Betrieb bei reduzierter Leistung aufnahm. Am 7. Dezember 2007 wurden die ersten beiden Natriumtanks installiert und befüllt. Die Tanks haben eine Länge von 15 m, einen Durchmesser von 4 m und wiegen 54 t. Der BN-800 ist seinem Vorgänger ähnlich, jedoch in größerer Ausführung und nach strengeren Sicherheitsstandards konstruiert.[7] Kritikalität wurde am 27. Juni 2014 erreicht.[8] Im Dezember 2015 wurde er mit der Mindestleistung von 235 MW an das Stromnetz angeschlossen [9][10] und in August 2016 wurde die erste 15-tägige Testphase bei Nennleistung erfolgreich abgeschlossen[11][12]. Der kommerzielle Betrieb startete am 1. November 2016.[13] “
„Natrium hat die Eigenschaft, bestimmte Legierungselemente eines Stahls „auszuwaschen“ und sie an kalten Stellen im Leitungssystem wieder abzuscheiden. Diese Korrosion führt zur Verminderung der Wandstärke. Die Korrosion durch Natrium ist jedoch geringer als bei Blei oder Blei-Bismut-Legierung.
Natrium reagiert mit Luftfeuchte oder Wasser zu Natronlauge und Wasserstoff. Der gebildete Wasserstoff kann explosionsartig reagieren. Es müssen daher geeignete Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden.
Der Schmelzpunkt von Natrium liegt bei Normaldruck bei 98 °C. Die Anlage muss daher auch bei Stillstand des Reaktors ständig auf Temperatur gehalten werden. Der Reaktorbehälter selbst wird jedoch durch die Zerfallswärme der Brennelemente ausreichend geheizt.[14]“
Eine erprobte und vertrauenswürdige Technologie für den Vorgarten!