Auch 2023 ist der Spitzenreiter der Winter-Zählaktion im Landkreis Fürstenfeldbruck wieder die Kohlmeise. Der bayernweite Sieger, der Haussperling, landet bei uns auf dem dritten Platz, davor sitzt noch der Feldsperling. In der diesjährigen Stunde der Wintervögel waren nicht nur weniger Vögel zu beobachten, es haben auch weniger Menschen an der Aktion teilgenommen.

Hilpoltstein/Puchheim, 25.01.2023 – Die Ergebnisse der 18. „Stunde der Wintervögel“ vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU lassen aufhorchen: Nur knapp 30 gefiederte Besucher pro Garten haben die rund 21.000 Beobachter*innen zu Gesicht bekommen, die niedrigste Zahl seit Beginn der Aktion. Im Landkreis Fürstenfeldbruck haben 506 Teilnehmende etwa 24 Vögel pro Garten gezählt. Ähnlich sieht es in anderen Ländern Europas aus, die an demselben Wochenende gezählt haben. Grund zur Sorge ist das nicht unbedingt. Denn besonders im Winter schwankt die Zahl der Vögel in den Gärten stark. „Die Besuche an den Futterstellen im Siedlungsraum sind abhängig von der aktuellen Witterung, aber auch vom Nahrungsangebot in den umliegenden Wäldern und sogar in den nördlichen Ländern Europas. Von dort können nämlich Wintergäste nach Bayern einfliegen”, erklärt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der Haussperling flattert bereits zum fünften Mal in Folge an die Spitze der Top 10 der am meisten gemeldeten Vogelarten, gefolgt von Kohlmeise und Feldsperling. Im Landkreis Fürstenfeldbruck führt wieder die Kohlmeise die Rangliste an, danach reihen sich Feld- und Haussperling ein. Besonders freuen konnten sich viele Teilnehmende über vermehrte Sichtungen von Zaunkönig und Wintergoldhähnchen, denen die milden, schneefreien Winter womöglich zugutekommen.
Zahlen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck finden sich in kursiven Absätzen in dieser Meldung.
Bei der größten jährlichen Mitmachaktion zur Vogelzählung bekommen Naturschützer*innen in Bayern, aber auch in ganz Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz einen Überblick, wie es den Vögeln im Siedlungsraum geht. Bayern liegt mit durchschnittlich 30 gefiederten Besuchern pro Garten unter dem bundesweiten Durchschnitt von 33. Nur in der Schweiz (40) konnten Teilnehmende im Mittel mehr Vögel beobachten. In Tschechien (28) und Österreich (26) bekamen die Menschen sogar noch weniger Vögel pro Garten zu Gesicht.
Ergebnis im Landkreis Fürstenfeldbruck: Ähnlich sieht es bei uns in der Region aus. Im Durchschnitt waren nur 24 Vögel pro Garten zu beobachten. Damit liegt der Landkreis weit unter dem bayerischen und dem oberbayerischen Durchschnitt (27 Vögel je Garten). Im Vergleich zum Vorjahr ist es ein leichter Rückgang, da waren es im Schnitt 25 Vögel je Garten im Landkreis Fürstenfeldbruck. Insgesamt wurden 6.537 Vögel in 270 Gärten gezählt, deutlich weniger als 2022 mit 11.426 Vögeln in 447 Gärten und 630 Teilnehmenden.
Über die Jahre nimmt die Zahl der Vögel in den Gärten in den meisten Ländern ab. Das kann verschiedene Gründe haben, weiß Angelika Nelson: „Schneearme, milde Winter werden immer häufiger. Bergfink, Erlenzeisig und Wacholderdrossel finden in ihren skandinavischen Brutgebieten ausreichend Nahrung und kommen nicht zu uns nach Mitteleuropa.“ Am Zählwochenende machten sich heuer auch Waldvögel rar. Die Auswirkungen des Klimawandels sorgen immer häufiger dafür, dass Baumarten wie Eiche, Buche und Fichte sehr viele Früchte und Samen produzieren. „Wenn Eicheln und Bucheckern in Fülle im Wald liegen und nicht von Schnee bedeckt sind, zieht es Buchfink, Eichelhäher und Gimpel zur Nahrungssuche nicht in die Gärten”, erklärt Angelika Nelson.
Spitzenreiter in den Gärten und auf den Balkonen des Freistaats sind wie üblich Standvögel. Das sind Vogelarten, die sich das ganze Jahr über in Bayern aufhalten. Einmal mehr positioniert sich der Spatz auf Platz 1: In gut jedem zweiten Garten zählten die Teilnehmenden der 18. „Stunde der Wintervögel“ im Schnitt fünf Haussperlinge. „Wir dürfen uns von diesen Ergebnissen jedoch nicht täuschen lassen. Die Anzahl der Spatzen nimmt regional noch immer stark ab, vor allem in der Stadt München,” erklärt Angelika Nelson. Wenn es darum geht, welcher Vogel in den meisten Gärten vorkommt, hat die Kohlmeise den Schnabel vorne: In 9 von 10 Gärten konnten Naturfreund*innen diese Meise beobachten.
Ergebnis im Landkreis Fürstenfeldbruck: Der Spitzenreiter bei uns, die Kohlmeise, war in fast 90 Prozent der Gärten zu Besuch (89,3 %). Nur die Amsel (Rang 4) schaute in etwas mehr Gärten vorbei (89,6 %). Mit 3,4 Exemplaren im Durchschnitt waren es allerdings 18 Prozent weniger Kohlmeisen als im Vorjahr (4,2 Exemplare).Vom Haussperling, bei uns in der Region auf dem dritten Platz, fanden sich etwa drei Vertreter in jedem Garten ein, ein Plus von knapp 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Überraschend viele Meldungen gingen in diesem Jahr zu Stieglitz (17 Prozent mehr als im Vorjahr; FFB: entgegen dem bayernweiten Trend waren es 39 Prozent weniger als 2022), Zaunkönig (38 Prozent; FFB: fast 43 Prozent mehr, allerdings mit 0,1 Exemplar pro Garten insgesamt wenig. Im Vorjahr: ebenfalls 0,1 Exemplar je Garten, allerdings zu der größeren Anzahl an Gärten ins Verhältnis gesetzt) und Wintergoldhähnchen (312 Prozent; FFB: 38 Prozent weniger) ein. Im Jahr 2016 hatte der Stieglitz schon einmal einen solchen Höhenflug, als er den Titel „Vogel des Jahres” trug (FFB: 2016 wurden 547 Exemplare gezählt, 2023 waren es 122). Dieses Jahr zierte er die Meldebögen zur Mitmach-Aktion. Möglicherweise hat ihm das einen Vorteil verschafft. Dem bunten Finken helfen naturnah gestaltete Gärten, in denen Samenstände von Stauden über den Winter stehenbleiben. Bayerns kleinste Vogelarten wie Zaunkönig und Wintergoldhähnchen profitieren von milden Wintern, die ihnen das Überleben erleichtern. „Bei frostigen Temperaturen verbrauchen kleine Vögel sehr viel Energie und Fettreserven. Dann drohen sie trotz warmen Federnkleids zu erfrieren”, weiß Angelika Nelson.
Ergebnis im Landkreis Fürstenfeldbruck:
Vom Stieglitz flatterten in der Region durchschnittlich 0,5 Exemplare in jeden Garten. Im Vorjahr waren es mit 0,7 Exemplaren nur marginal mehr. Vom Wintergoldhähnchen wurden im Landkreis nur drei Exemplare überhaupt gesichtet, im Vorjahr waren es bei uns insgesamt acht.
Eine weitere Auswirkung der zunehmend milden Winter: Immer mehr Kurzstreckenzieher bleiben in Bayern. „War die Sichtung eines Zilpzalps, Hausrotschwanzes oder einer Mönchsgrasmücke im bayerischen Winter vor ein paar Jahren noch eine Rarität, ziehen einige von ihnen mittlerweile gar nicht mehr in den Mittelmeerraum“, so die LBV-Ornithologin.
Gesamtergebnis Bayern
An die Spitze flattert in diesem Jahr der Haussperling, Kohlmeise und Feldsperling folgen ihm aufs Siegertreppchen. Platz 4 holt sich die Blaumeise, noch vor der Amsel, die im Vergleich zum vergangenen Jahr von Platz 4 auf 5 abgerutscht ist. „Schon seit 2014 setzen sich die Top 5 aus diesen Vogelarten zusammen“, sagt Angelika Nelson. Der Buchfink landet auf Rang 6. Die Plätze 7 und 8 belegen wie auch im Vorjahr Grünfink und Elster. Die Rabenkrähe und das Rotkehlchen machen die Liste der 10 am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns Gärten komplett.
Ergebnis im Landkreis Fürstenfeldbruck:
Wie im Vorjahr sitzt bei uns die Kohlmeise auf dem Thron, danach folgen auf Platz 2 der Feldsperling und auf Rang 3 der Haussperling. Die Amsel hat in diesem Jahr den Platz mit dem Haussperling getauscht und landet auf Platz 4 im Landkreis, die Blaumeise folgt als Nummer 5. Danach kommen Rabenkrähe (6), Buchfink (7), Graugans (8) und Elster (9). Den Abschluss der Top 10 bildet die Saatkrähe. Der Grünfink folgt gleich danach, das Rotkehlchen schließt sich auf dem 12. Rang an.
Regionale Unterschiede
Die meisten gefiederten Gäste bekamen mit 34 Vögeln pro Garten die Teilnehmenden in Niederbayern zu sehen, gefolgt von 33 Vögeln pro Garten jeweils in der Oberpfalz und Oberfranken. Auch in Unterfranken haben die Menschen mit 31 Vögeln pro Garten mehr Vögel als der bayerische Durchschnitt von 30 Vögeln gezählt. Die Vogelfreund*innen in Mittelfranken, Schwaben und Oberbayern zählten im Schnitt pro Garten weniger Exemplare als der Rest der bayerischen Teilnehmenden. Weitere landkreisgenaue Zählergebnisse können eingesehen werden unter www.stunde-der-wintervoegel.de.
Schulstunde der Wintervögel
Heuer zählten auch 891 Schulkinder aus 58 Gemeinden Vögel rund um ihre Schule, viele von ihnen zum ersten Mal. Die „Schulstunde der Wintervögel“ ist eine großartige Möglichkeit, um Kindern die heimischen Arten näherzubringen.
Die nächste Vogelzählung findet vom 12. bis 14. Mai 2023 statt. Dann ruft der LBV die Menschen in Bayern auf, bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen. Auch Schulen sind wieder eingeladen mitzuzählen.
Infos und Materialien zur Aktion, ein Online-Kurs zur Vogelbestimmung der häufigsten Wintervögel und vieles mehr unter www.stunde-der-wintervoegel.de
Pressebilder: www.lbv.de/sdw-presse
Videomaterial auf Anfrage an: presse@lbv.de
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten: www.lbv.de/garten
Tipps zur Fütterung: www.lbv.de/fuettern
Beitrag: Markus Erlwein, Stefanie Bernhardt, Franziska Back & Angelika Dester, LBV
Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV – Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. – der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 115.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns
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