Die Krähenkrise in Puchheim nimmt eine neue, überraschende Wendung: Nachdem die Oberste Naturschutzbehörde Oberbayern den Einsatz von Falken genehmigt hat, um die lärmenden Krähen im Schopflach-Wäldchen zu vertreiben, hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Fürstenfeldbruck eine Brutkolonie des stark gefährdeten Waldlaubsängers (Phylloscopus sibilatrix) festgestellt, die nicht bejagt werden darf. Die Stadt Puchheim plant nun angesichts der hoffnungslos verfahrenen Situation den Friedhof Schopflach komplett einzuzäunen, um das Waldstück in eine Vogelvoliere zu verwandeln.

Lärmgeplante Anwohner fordern schon seit langem eine Lösung des Krähenproblems. Maßnahmen, der Krähenkolonie den Standort zu verleiden wie der aufwändige Austausch von Vogeleiern und der Abbau von Nestern hatten bislang nur mäßigen Erfolg. Auch der Einsatz von sog. „Bird Gards“, an Bäumen angebrachten Lautsprechern, um die Vögel mit Helene-Fischer-Liedern zu vertreiben, musste vorzeitig abgebrochen werden, nachdem es massive Beschwerden von Friedhofsbesuchern gab.

Als im September letzten Jahres die Oberste Naturschutzbehörde grünes Licht für den Einsatz von Greifvögeln gab, um die Problemkrähen zu vertreiben, schöpften Anwohner und Friedhofbesucher neue Hoffnung. Ornithologen vom Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) glaubten jedoch, im gleichen Waldstück den Gesang des ebenso unscheinbaren wie höchtseltenen Waldlaubsänger vernommen zu haben (sein Ruf klingt in etwa wie „ap“ oder „ril“) – eine Beobachtung, die jetzt durch ein Gutachten der Untere Naturschutzbehörde Fürstenfeldbruck bestätigt wurde.
„Wir müssen von mindesten 3-4 Brutpaaren ausgehen. Der Waldlaubsänger steht auf der „Roten Liste“ 2016 und ist akut vom Aussterben bedroht“, weist der Vorsitzende des LBV, Josef Grauammer hin. „Es könnte sich um die letzten Exemplare im ganzen Landkreis handeln.“ Da das Fortbestehen der Brutkolonie durch den Einsatz von Greifvögeln akut gefährdet wäre, musste die Stadt den bereits bestehenden Vertrag mit dem Falkner vorzeitig aufkündigen.
Der Erste Bürgermeister Norbert Seidl zeigte sich angesichts der verfahrenen Situation offen für unkonventionelle Lösungen: „Die Krähen werden uns wohl dauerhaft erhalten bleiben, machen wir also das Beste draus“. Der im Stadtrat diskutierte Vorschlag sieht vor, das Schopflach-Wäldchen komplett einzuzäunen und in eine geschlossene Vogelvoliere zu verwandeln. Besucher würden das neue Vogelparadies gegen geringes Entgeld über Schleusen betreten können.
Nach den Vorstellungen von CSU und ubp würden Friedhofsbesucher ein Kontingent an Freikarten erhalten, an kirchlichen Feiertagen wäre der Eintritt sogar frei. Die Freien Wähler regten an, Krähe und Waldlaubsänger als Symbole in das Puchheimer Stadtwappen aufzunehmen. Lediglich die Grünen können sich mit dem ganzen Projekt nicht anfreunden: „Die Internierung der Vögel dient wohl vor allem rein wirtschaftlichen Interessen“, so Dr. Manfred Sengl.
„Uns schwebt ein harmonisches Miteinander von Mensch und Vogel vor, ein ökologisches Vorzeigeprojekt“, hält Bürgermeister Seidl (SPD) dagegen. „Die Krähen sind in der Voliere unter Kontrolle und können keine weiteren Splitter-Kolonien bilden. Im übrigen sehen wir den Vogelpark als weiteren wichtigen Baustein für das STADTMITTE Puchheim-Projekt.“ Für den zu erwartenden Besucheransturm müssten allerdings weitere Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Erboste Anwohner haben zum 1.4. zu einer Versammlung in die Puchheimer Bürgerstuben eingeladen und bereits die Gründung einer Bürgerinitaitive angekündigt, um das Vorhaben zu verhindern.
B. Sperling am
Gratulation zu soviel Sachverstand! Der Autor beweist, dass pragmatische Lösungen auch in unserer liebenswerten Stadt möglich sind. Allerdings würde es Puchheim noch bekannter machen, wenn sich die Voliere über die gesamte Stadt erstrecken würde, dann würde Trump vielleicht sein weißes Haus überdecken und twittern…